Mona Rosa

Text - Zyklische 1. August Ansprache 2024

Titel
Text - Zyklische 1. August Ansprache 2024
Datum
1. August 2024
Beschreibung

Zyklische 1. August Ansprache 2024

Werte Menschen mit einer Gebärmutter,
Werte Menschen aus einer Gebärmutter

Auch in diesem Jahr möchte ich den Geburtstag unserer gewohnten Lebenswelt zum Anlass nehmen auf die Dynamik unserer Lebensgrundlage, den Zyklus einzugehen und das wirken von Zyklusheld:innen wertschätzen.

Seit dem letzten Jahr ist viel passiert in der Gesellschaft. Immer häufiger zum Beispiel höre, ich Frauen von ihrem inneren Herbst erzählen, und berichten so auf eine bildhafte Weise von ihrem Erleben in der prämenstruellen Phase. Vielen Dank für diese Momente und das Teilen & Sichtbar machen dieser Erlebnisse.

Das Thema Zyklus als Ressource hat es sogar in die Tagesschau Hauptausgabe geschafft, im Rahmen der Frauen Fussball WM, wurde ein eigener Beitrag den zyklusorientierten Trainingsmethoden gewidmet.

Das Tabu bricht auf. Doch damit ist es nicht erledigt, viel mehr können wir uns das als das Schlüpfen eines kleinen Bibelis aus einer Eierschale vorstellen. Jetzt fängt ein neuer Zyklus an und vor uns steht ein grosser (gesellschaftlicher) Wachstumsprozess.

Hier möchte ich das Wort Zyklusheld:in noch einmal genauer mit ihnen anschauen. In meinem neusten Werk, dem Zyklusheld:inen Manifest, starte ich mit den Worten: „Ich bin eine Zyklusheld:in, Du bist eine Zyklusheld:in“ für mich sind wir alle die den Mut haben immer wieder unsere gewohnte Welt wahr zu nehmen Zyklusheld:innen.

Vielleicht denken Sie jetzt, was ist denn das für ein Schwachsinn, das mache ich doch jeden Tag. Sind sie schon auf diesem Level gratuliere ich ihnen herzlich. Öfters merke ich aber, wie insbesondere Frauen faule Kompromisse machen, und sich selber immer wieder Geschichten einreden um der (schmerzhaften) persönlichen Wahrheit nicht ins Auge zu blicken.

Ein Beispiel hierzu ist die Arbeitslast. Für viele Frauen ist eben besonders in der zweiten Zyklushälfte schwierig, dem Druck der Alltagswelt, mit verschiedenen Anspruchsgruppen gerecht zu werden. Die Wut, Aggression und das „Hässig sie“, die dann vielleicht auftauchen, die wir auch als Hinweis auf eine Unzufriedenheit, als Wegweiser zu einer Lösung, vielleicht als ein Selbstschutzmechanismus verstehen können, wird abgetan und etikettiert mit; „Das ist wegen meiner PMS, das ist Normal, das geht wieder vorbei.“

Viele funktionieren weiter im Hamsterrad, brennen aus und werden krank.
Was heutzutage als Alzweck-Wundermittel gilt, zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen, erlebe ich in unserer Alltagswelt oft als sehr schweres Unterfangen.

Als Mädchen und junge Frau in der Pubertät, habe ich in meinem Zyklus vor allem gelernt, in zu verstecken, zu funktionieren und so zu tun, als gäbe es das nicht und brav meine Aufgaben zu erledigen. Tampons, damit niemand etwas sieht und es hygienisch ist und Schmerzmittel, damit es trotz Bauchkrämpfen geht haben mich dabei gut gestützt und mich immer mehr von mir selbst entfernt.

Anfangs 30. ein Alter wo unsere Gesellschaft davon ausgeht, wir sind jetzt erwachsen, habe ich gelernt, wie ich und mein Zyklus eigentlich funktioniert und welche Bedürfnisse da sind. Zuerst zweifelte ich wieder an mir, weil ich das doch könnten sollte und viel früher gelernt haben müsste, doch dann traf ich viele Frauen, denen es genau so ging und die dies erst in ihren 40ern oder in den Wechseljahren ihre weiblichen Bedürfnissen kennen gelernt haben.

Unsere gewohnte Struktur ist in vielen Punkten an der Norm oder dem historisch gesehenen, Standard-Körper Mann ausgerichtet. Es fehlt an Bewusstsein für das Frau-sein und öffentlichen Räumen, in denen der Zyklus selbstverständlich auch mitgedacht wird.

An dieser Stelle möchte ich explizit allen Frauen, Menschen mit Gebärmutter & Nonbinären Menschen eine grosse Wertschätzung ausprechen, für die sichtbare und unsichtbaren Anstreungen, die täglich geleistet werden, in dieser einseitigen Gesellschaftstrtuktur zu bestehen.

Gleichzeitig aus dieser Erkenntnis heraus möchte ich sie heute inspirieren, selbst eine Zyklusheld:in zu werden und das Thema im öffentlichen Raum mit zu kultivieren.

Den Anspruch zu haben, eine Lösung für alle zu finden, halte ich für sinnlos und unmöglich. Viel treffender fände ich es, wenn jede und jeder von uns selbst herausfindet, welche Bedürfnisse da sind, und die eigene gewohnte Welt, aktiv mitgestaltet, in dem Masse, wie es die aktuellen Ressourcen zulassen. Ein Hinweis, in der nächsten Kaffeepause, das Tampons auf der Toilette fehlen, oder nachgefüllt werden müssten, reicht schon aus.

In diesem Sinne freue ich mich auf ein Jahr voller neuer Ideen, Vorschläge, Skizzen und Diskussionen.